"Spielt, spielt....!"

"...sonst sind wir verloren!“

(frei nach der großartigen Tänzerin und Choreografin Pina Bausch: „Tanzt, tanzt, sonst sind wir verloren!“)

 

Ein kleines rundes Metallschälchen – ich drehe es, es kreiselt. Ich sehe die Lichtspiegelungen, immer anders, immer neu – besonders wenn ich direkt hineinblicke – ein Fragment meines Spiegelbildes, geteilt und gespiegelt wie in einem Kaleidoskop, es dreht sich, es entstehen neue Bilder, neue Farben – ich beobachte, versinke. Es wird immer langsamer und langsamer, die Bewegung verändert sich, ich staune, wie langsam es werden kann und doch noch nicht stillsteht. Und dann - Stille. Fast mag ich sie nicht stören und ich lausche, fühle, warte. Irgendwann kommt die Lust auf Lebendigkeit und ich stoße die Schale nochmal an, gebe ihr Schwung, um sie zu kreiseln. Das Schälchen stößt an einen Baustein – es klingt, wie eine Klangschale, ein heller, glockenartiger Klang, ich lausche dem verklingen. Ob es nochmal gelingt? Es stößt an eine andere Schale, wieder ein anderer Klang. Ich hole noch mehr kleine Schälchen, kreisle sie alle an, immer mehr kommen dazu. Fünf, sechs, sieben Schalen drehen sich, stoßen aneinander, sie tönen laut und leise, wie kleine Glocken. Sie tanzen und drehen sich, regelmäßig und unregelmäßig, kommen einander in die Quere, andere kreiseln ganz in ihrer Mitte und ungestört. Ein Bild, wie das Leben selbst.

 

Ich bin beschäftigt, den einzelnen Schalen immer wieder Schwung zu geben, wenn sie langsamer werden, immer neue kommen dazu. Der spielerische Eifer hat mich gepackt – ich will sie alle immer in Schwung halten und ich bin gefordert, konzentriert, fokussiert, hellwach, wie eine Dirigentin in einem Orchester. Das Gesamte im Blick behalten, die Einzelnen betreuen, immer neue Einsätze geben, dem Gesamtklang lauschen und ihn immer mehr gestalten mit meinen Interventionen. Ein seltsames Spiel mit einer ganz eigenen Dynamik, sich selbst entwickelnd und entfaltend. Eine kleine Sinfonie entsteht. Die Zeit steht still und ich versinke in meinem Tun. Etwas in mir hat das Ruder übernommen, und es ist nicht, wie gewohnt, mein Verstand. Ich bin ganz im FLOW, alles andere um mich versinkt.

 

Dass ich mich in diesem wunderbaren Zustand befinde, soll mir erst im Nachhinein klar werden, denn in diesem Prozess denke ich nicht, analysiere ich nicht, bewerte nicht und ordne nichts ein. Ich BIN einfach, ich bin das Spiel, ich bin die Entdeckung, ich bin spielerische Entdeckerfreude. Es prickelt in mir, fühle mich von Kopf bis Fuß ganz lebendig und wach. Was ich hier mache, hat keinen äußeren Zweck, keinen Sinn, ich erschaffe nichts und hinterlasse der Welt kein besonderes oder nützliches Werk. Irgendwann, ich weiß nicht wie lange ich versunken war, komme ich zurück, die Schalen stehen alle still, wie Musikerinnen und Musiker im Orchester nach dem Verklingen des Schlussakkords. Es hallt nach, alles kommt zur Ruhe. Ich lausche nach in mir, es denkt nicht, ich fühle. Fühle mich ganz wach, erfrischt, ganz eins mit mir, Harmonie und Ruhe breitet sich aus, ein tiefes Gefühl der Zufriedenheit hüllt mich ein. Ich bin im Frieden mit mir und der Welt, habe so viel mehr Energie als vorher, fühle mich erfrischt, inspiriert, wohl und erholt wie nach drei Tagen am Meer (ohne Kinder 😉).

 

Nichts Sichtbares habe ich „erledigt“ in dieser vielleicht halben Stunde. Aber es bleibt dennoch etwas und wirkt nach, und es ist kostbar und wertvoll: diese wunderbare innere Harmonie hält an in mir, ich sehe die Welt mit anderen Augen, ich bin wieder mit meinen drei Kindern und kann nun ganz anders für sie da sein, auch wenn es wirbelig wird. Wie die Dirigentin im Orchester der Klangschalen: ich behalte das Ganze im Auge, die schöne und manchmal auch wilde Sinfonie, die hier im Zusammenleben entsteht – jeder in unserer Familie dreht sich, mal für sich, mal anstoßend an alle anderen, Klänge entstehen, angenehme, sanfte, wilde, heftige. Plötzlich darf alles sein. Ich lasse zu, greife ein, behalte das Gesamte im Überblick und lasse mich tragen von der Sinfonie die hier entsteht.

 

Ich begleite meine Kinder plötzlich mit einer neuen spielerischen Entdeckerfreude – und alles ist leichter, liebevoller, im Fluss. WIE SCHÖN! Ich genieße diesen Zustand und freue mich, wie lange er anhält. Irgendwann in den nächsten Tagen wird er wieder in den Hintergrund treten, ich falle in gewohnte Abläufe, gewohnte Muster, lasse mich drängen von anstehenden Aufgaben und Terminen. Das Rad läuft wieder.

Aber irgendwann erinnere ich mich dann wieder: eine halbe Stunde für mich zu spielen, bewusst wieder in die spielerische Entdeckerfreude in mir aufzuspüren ist vielleicht nicht jederzeit möglich in meinem Familien- und Arbeitsbetrieb, aber durchaus organisierbar. Und so nehme ich mir vor, bald wieder für mich selbst zu sorgen, und mir meine kleine Oase zu schaffen.

 

Säuglinge und junge Kinder leben fast durchgehend in dieser spielerischen Entdeckerfreude – es ist ihre Weise die Welt zu entdecken und in ihr zu sein, mit ihr vertraut zu werden, in lebendigem Kontakt mit ihr zu sein. Wie viel können wir uns davon abschauen. Sie sind hellwach, leben vollkommen im Augenblick, spüren sich so klar und drücken unmittelbar aus, was mit ihnen los ist.

 

Wie viel schöner und friedlicher könnte die Welt sein, um uns herum und im Großen Ganzen, wenn wir in diesem Zustand der spielerischen Entdeckerfreude sein könnten. Wir wären wach, würden einander wahrnehmen, in lebendigem aufrichtigem Kontakt zueinander sein, einander klarer antworten. Vielleicht würden Konflikte ganz anders verlaufen? Vielleicht würden wir andere Möglichkeiten finden, mit Differenzen umzugehen? Vielleicht würden wir uns alle glücklicher, erfüllter fühlen?

Dalai Lama sagt: „Unsere Welt braucht keine erfolgreichen Menschen mehr. Unsere Welt braucht dringend Friedensstifter, Heiler, Erneuerer, Geschichtenerzähler und Liebe aller Art.“

 

In diesem Sinne: „Spielt, spielt! Sonst…!“ Nein - verloren werden wir nicht sein, aber wir werden liebevoller und freudvoller sein. Wir werden aufblühen. Und vielleicht noch viel, viel mehr.

 

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Wenn du Lust bekommen hast, diesen Zustand der spielerischen Entdeckerfreude, diesen wundervollen Flow zu erleben – dann komm zum SpielRaum für Erwachsene. Angelehnt an den SpielRaum nach Emmi Pikler für Säuglinge entwickelt für Erwachsene, die ihre Neugier und ihre spielerische Entdeckerfreude wieder als energiespenden Ressource für sich entdecken wollen. Zusätzlich erlebst du den SpielRaum nicht als Elternteil am Rand sitzend und beobachtend, sondern spielend aktiv und kannst dich so besser in dein Kind einfühlen und es in seinen Entwicklungsbedürfnissen zu verstehen.